Der Glaskultur auf der Spur
Wusstet ihr, dass in und um Bad Münder seit 400 Jahren Glas hergestellt wird? Da es hier nicht nur die Rohstoffe für das Glas gab, sondern auch ausreichend Steinkohle im Süntel vorkam, um die Öfen in den solide gemauerten Schmelzhütten zu befeuern, wurde schon im 17. Jahrhundert mit der Glasproduktion im Ortsteil Klein Süntel begonnen und weitere Stätten folgten. Anders als bei der Holzbefeuerung blieb die Produktionsstätte an einem Ort und musste nicht nach dem Verbrauch des Holzes an einen anderen Ort umziehen. Reste dieser steinernen Glashütten sind erhalten geblieben und die Tradition der Glasherstellung setzt sich in Bad Münder bis heute mit der Arbeit der Ardagh Glass Group fort.
Ihr möchtet euch auf die Spur dieser langen Glasgeschichte begeben? Los geht es in der Kernstadt von Bad Münder: An zwei Standorten im Stadtgebiet – Lange Straße 89 und Süntelstraße 33 – standen Glashütten; spaziert doch einmal vorbei. Vor Ort hat der Verein Forum Glas Informationstafeln – natürlich aus Glas – errichtet, die euch etwas über den jeweiligen Standort erzählen.
Ihr sucht ein Ziel, das auch nach Einbruch der Dunkelheit noch den Besuch lohnt? Dann versucht es hier: Moderne Glaskunst, die in Bad Münder hergestellt wurde, findet ihr auf dem Rondell am Rohmelcenter-Kreisel. Die vier Glassäulen leuchten im Dunkeln in verschiedenen Farben. (Welche Farben sind dabei?) Eine Infotafel erklärt, wie die Glaselemente aus 300 Schichten Flachglas entstanden sind. Ähnlich hergestellt wurde die Glaskunst in der Neuen Straße. Schaut mal vorbei. (Was seht ihr dort?) Wenn ihr über den angrenzenden Spielplatz zur Friedrich-Ebert-Allee geht, kommt ihr zu einem weiteren Glaskunstobjekt mit dem Namen „Der Fluss“, in dem die beiden für Bad Münder typischen Elemente – Heilquellen und Glas – verbunden hat: In den in den Boden eingelassenen Glasbausteinen bewegt sich ein blaugrünes Licht, das wie Wasser aussieht – und klingt. Was man hört, ist jedoch das Rauschen eines Abwasserkanals. (Könnt ihr alle Lichter zählen?)
Im Kurpark erinnern 12 schmale, bunte Glasstelen an die Glasgeschichte der Stadt. Diese Glasstreifen stehen aufrecht rund um die Rodelwiese und repräsentieren in vier harmonisch gestalteten Dreiergruppen die vier Jahreszeiten. Man kann sie schön vom Weg aus anschauen, sie sind aber auch bequem zu Fuß und mit Rollengefährten erreichbar. Mit Kindern kann man daran die 12 Monate des Jahres und die Jahreszeiten thematisieren. Sie eignen sich außerdem als hübsche Fotokulisse, da die Pflanzen um die vier Stelengruppen herum zu den jeweiligen Jahreszeiten passen (z.B. eine Magnolie hinter den Frühlingsstelen). Wenn euch die Stelen begeistern, könntet ihr zu Hause auch eigene Jahreszeitenbilder malen und mit farbigen Streifen kleben oder Stelen mit Mosaiksteinen gestalten. Wer nun Lust bekommen hat, mit Glas zu arbeiten, schaut am besten nach dem Eintrag fürs Glas-Fusing.
Mir gefiel übrigens an den Arrangements im Kurpark, dass sie auch für weniger mobile Personen gut erreichbar sind. Außerdem gibt es zwischen den Stelen ein Glaskunstobjekt mit plastischer Schraffur, das man ertasten kann.
Fragt ihr euch nun, welche dieser Glasobjekte früher in Bad Münder hergestellt wurden? Es waren einfache grüne Flaschen, sogenannte Bouteillen, und Medizinglas, aber auch weißes Fensterglas, das von Bad Münder bis nach Amerika exportiert wurde. Da dieses einfache Glas für den Alltag nach Gebrauch meist weggeworfen wurde, sind relativ wenige historische Gläser erhalten geblieben, weshalb SammlerInnen heutzutage erkleckliche Summen für Gebrauchsglas aus Bad Münder zahlen. Einige Exponate befinden sich dank des Einsatzes des Vereins Forum Glas in Bad Münder im Stadtmuseum und können dort besichtigt werden. Aber nicht nur Gebrauchsglas kam aus der Region. Aus der Glasproduktion der südlich von Bad Münder gelegenen Glashütte in Osterwald stammen repräsentative Pokale und Gläser, die heute Lauensteiner Glas genannt werden.
Vielleicht möchtet ihr die Lauensteiner Glashütte und zwei weitere Glashütten in der Gegend besuchen? Im Gebiet des früheren ‚Amt Lauenstein‘, heute in der Gemeinde Salzhemmendorf, zwischen Hameln und Elze gelegen, gibt es diese drei: Die Lauensteiner Glashütte in Osterwald (Steigerbrink/Flutstraße), die Glashütte auf dem Hemmendorfer Dreisch in Hemmendorf (Heidestraße 40) und die Glashütte auf der Sümpelbreite in Oldendorf (Am Hüttentor). Überall erinnern die bekannten gläsernen Informationstafel an die Geschichte der Produktionsstätten. Nach Osterwald führt zudem der Bergmannsweg. Auf dieser als ‚leicht’ klassifizierten Wanderung sind 21 Kilometer zu bewältigen, wofür rund 12 Stunden zu veranschlagen sind. Ich empfehle sie daher für Jugendliche.
Ein Ort mit erhaltenem Gebäude ist Steinkrug (Auf der Glashütte), wo noch der Kegel der Glashütte Steinkrug emporragt. Wer mehr dazu erfahren möchte, liest sich am besten den Eintrag dazu auf unserer Seite durch.
Ein weiterer zu besichtigender Standort der Glasproduktion befindet sich frei zugänglich in Klein Süntel (Sünteler Straße 13). Hier wurde bereits im 17. Jahrhundert Glas hergestellt. Ein Eintrag dazu folgt nächsten Monat.
Ihr möchtet noch mehr wissen? Dann lest auf der Homepage des Vereins Forum Glas weiter, auf dessen Expertise auch dieser Eintrag beruht und der unermüdlich daran arbeitet, die Kulturgeschichte des Glases in der Region in unser Bewusstsein zu rücken. Ihm sei es gedankt! Die Stadtbibliothek Bad Münder hält zudem durch das Engagement des Vereins die nötige Fachliteratur vor, die bei Bedarf auch per Fernleihe bezogen werden kann.